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Rohstoffvorkommen von denen nur wenige wissen?

Rohstoff-Geheimnisse aufdecken
Die Binsenweisheit, dass viele wirtschaftliche und politische Indikatoren auf nicht bekannte Rohstoffe und/oder Bodenschätze hinweisen, bestätigt sich oft in der historischen Nachbetrachtung und Einordnung. Wer die Märkte und Kursentwicklungen verfolgt, kann Muster erkennen und auf mutmaßliche noch unbekannte Vorkommen schließen. Allerdings müssen die ökonomischen Faktoren in die politische Situation eingebettet werden, um mögliche Indikatoren benennen zu können.

Die Komplexität der globalisierten Welt sorgt für Vermischungen der Motive, sodass nach dem Lokalisieren eines Indikators eine bestmögliche Verifikation aus anderer Quelle beziehungsweise einem anderen Betrachtungswinkel eingeholt werden sollte. Die Art der Rohstoffe muss zusätzlich differenziert werden, da Energieträger wie Erdöl und Erdgas sowie Bodenschätze wie Gold, Silber, Platin, Kupfer, Wolfram und seltene Erden anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegen als nachwachsende Rohstoffe.

9 Indikatoren – geheime Vorkommen
1) Ökonomische Indikatoren
Grundsätzlich funktioniert das altbekannte Prinzip, erhöhte Nachfrage führt zu höheren Preisen und ein erhöhtes Angebot lässt Preise fallen, immer. Wenn die Börsennotierung eines Rohstoffs im Preis fällt, kann eine Zunahme des Angebots die Ursache sein. Verifizierbar ist diese Annahme durch die Aktienkurse der börsennotierten Unternehmen, die von dem mutmaßlichen Mehrabbau profitieren und deren Kurse steigen müssten. Auf Landesebene sind auch Kurs-, Zins- und Preisänderungen von Staatsanleihen zur Verifikation geeignet. Diese Indikatoren setzen allerdings einen politisch ungeregelten Markt voraus.

2) Trendumkehr der Rohstoffkursnotierung
Ein meist deutliches Zeichen auf bisher unbekannte Rohstoffvorkommen ist eine Trendumkehr eines Börsenkurses auf Rohstoffe. Dabei spielen nicht nur die international führenden Warentermin- und Rohstoffbörsen eine Rolle, sondern auch regionale Notierungen, die eine geografische Relevanz zu dem vermuteten Fundort besitzen. Neben der Trendumkehr sollten alle starken Kursbewegungen beachtet werden und möglichst von den politischen und psychologischen Aspekten bereinigt betrachtet werden.

3) Kursmanipulationen und Insidergeschäfte
Wenn eine Kursmanipulation oder im Bereich von Wertpapieren auf Unternehmen Insidergeschäfte bekannt werden, kann es sich bei branchenrelevanten Industrien und Nutznießern um den Versuch gehandelt haben, bis dahin geheimes Wissen zu nutzen. Nach dem Bekanntwerden bleibt die Ursache bestehen und rückt oft angesichts des Wirtschaftsdelikts oder der Straftat in den Hintergrund. Ein erweitertes Nachforschen und Beobachten führt oft zu frühem Wissen über frisch entdeckte Rohstoffe.

4) Instititionelle Investoren
Die großen Fonds und Geldanlagepools der Welt versuchen immer, ihr Portfolio gewinnträchtig zu bestücken. Sowohl reine Energie- oder Rohstofffonds als auch gemischte Fonds schichten ihre Bestände immer mal wieder um. Interessante Indikatoren können sich aus dem Vergleich einer älteren zu der aktuellen Portfoliozusammenstellung herauslesen lassen. Diese Veränderungen sind aus Börsenprospekten zu entnehmen. Genauso aussagekräftig können Aktien- und Beteiligungskäufe großer Banken und Versicherungsgesellschaften in Unternehmen der relevanten Branchen sein.

5) Weiche Faktoren
Zu den durch die ökonomische „Großwetterlage“ entstandenen Indikatoren gesellen sich einige weichere Faktoren, die bei Einzelprüfung verifizieren oder widersprechen können. Dazu gehört die Beobachtung von infrastrukturellen Maßnahmen wie beispielsweise Straßenbau, die sich nur in geringem Maße durch Modernisierung oder wachsendes Verkehrsaufkommen begründen lassen. Wenn Großunternehmen aus den relevanten Branchen eine deutliche Erhöhung ihrer Leistungs- und Lagerkapazität vornehmen, idealerweise regional zu verorten, ist mit einem erwarteten Anstieg an Zulieferung von Rohstoffen zu rechnen.

6) Politische Indikatoren
Die Suche, Beurteilung und Bewertung politischer Entwicklungen und Ereignisse entbehrt im Zusammenhang mit Rohstofffunden leider nicht eines gewissen Zynismus. Wie die Geschichte zeigt, sind eine Mehrzahl kriegerischer Auseinandersetzungen von diesem Motiv getragen. Wenn Bürgerkriege oder Kriege aus humanitären oder politischen Gründen geführt werden, sollte die Rohstoffsituation der betroffenen Region oder Staates genau betrachtet werden. Beim Eingreifen ortsfremder Staaten sind bereits bekannte oder zu erwartende Rohstoffvorkommen oder zumindest die Zugangswahrung dahin wahrscheinlich.

7) Machtwechsel und bilaterale Verträge
Ähnliches gilt bei Umsiedelungsmaßnahmen und Vertreibungen größerer Menschengruppen. In diesem Fall muss aber immer zuerst die rein machtpolitische Komponente bewertet werden, die auch religiös oder gesellschaftspolitisch motiviert sein kann. Das Gleiche gilt für Putsche und Machtübernahmen, wobei diese Entwicklungen in den meisten Fällen schon bekannte Rohstoffvorkommen voraussetzen. Verifizierbar sind solche Entwicklungen durch die Neuabfassung bilateraler Verträge mit Staaten, deren Wirtschaft hohen Rohstoffbedarf hat.

8) Motive für Protektionismus
Auf der rein politischen Ebene können die Details von bi- und multilateralen Handelsabkommen Aufschluss über zu erwartende Rohstoffvorkommen geben. Die Einführung von Schutzzöllen auf Rohstoffe oder Produkte, die einen sehr hohen Anteil spezieller Rohstoffe besitzen, lassen die Erwartung erkennen, dass sich die eigenen Importe beziehungsweise Exportangebote der Rohstoffinhaber erhöhen werden. Protektionismus jeder Art und vor allem die Änderung einzelner Regeln sollte auf seine Bedeutung für den Rohstoffhandel abgeklopft werden.

9) Cui bono?
Die komplexe Struktur der Weltpolitik und globalen Wirtschaft stellt oft vordergründig viele Motive in den Mittelpunkt von Entwicklungen, die sich im Nachhinein als Aktion oder Reaktion auf Rohstoffvorkommen und Bedarfssicherung herausstellen. Bei der Fahndung nach Rohstoffgeheimnissen hilft der aus der Kriminalistik bekannte lateinische Spruch von Cicero „Cui bono?“. Nach dem Ausschlussverfahren werden andere mögliche Gründe eliminiert und bezüglich der Rohstoffe die Frage gestellt: „Wem zum Vorteil?“. Die Antwort kann überraschen.

Der Autor
Stephan Reporteur ist Diplom-Politologe und hat als Zweitfach Geografie studiert. Sein Interesse gilt vor allem der Möglichkeit, durch politische Gestaltung eine bedürfnisorientierte Volkswirtschaft zu schaffen, von der die Gesellschaft über den Konsum hinaus profitiert. Reporteur war mehrere Jahre im Entwicklungsdienst tätig