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Eigenschaften von Fundorten

Gelände- und Umgebungsmerkmale von Fundorten
Hermann Syzygos

Zunächst einmal finden wir den Schatz, umgeben vom Bürgerlichen Gesetzbuch BGB, in § 984 unter der Überschrift und dem Stichwort Schatzfund: Wird eine Sache, die so lange verborgen gelegen hat, dass der Eigentümer nicht mehr zu ermitteln ist (Schatz), entdeckt und infolge der Entdeckung in Besitz genommen, so wird das Eigentum zur Hälfte von dem Entdecker, zur Hälfte von dem Eigentümer der Sache erworben, in welcher der Schatz verborgen war.

„Fundorte von legendären Schätzen, tragen eine eigene Schönheit und einen tiefen Wert in sich“ – Schatzsucher Zitat

Das beste Beispiel hierfür bildet der Goldschatz von Eberswalde, dessen Eigentümer diese Sache vor knapp 3.000 Jahren versteckt hat und sich heute nicht mehr ermitteln lässt. Heute befindet sich am Fundort des Schatzes das Haus Gustav-Hirsch-Platz in D-16227 Eberswalde, Stadtteil Finow (Oberbarnim). Das Finowtal, als Landschaft Bestandteil des Eberswalder Urstromtals, gilt als Wiege der

„Comparative Latebralogy – Schatzhort Trovecy – Archäologische Verstecksforschung“

brandenburgischen Industrie. Ab 1700 entstanden hier am 1605 bis 1620 kanalisierten Unterlauf der Finow mehrere Gewerbesiedlungen, unter anderem auch das 1698 gegründete Messingwerk. Dessen Besitzer wurde 1863 Gustav Hirsch, der die Wohnsiedlung erhielt und noch weiter ausbaute, desgleichen seine Nachfolger Aaron Hirsch und Siegmund Hirsch. Bei Ausschachtungsarbeiten für ein Wohnhaus wurde am 16. Mai 1913 in einem Meter Tiefe der Goldschatz entdeckt. Ein Mitarbeiter der Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG stieß beim Graben auf etwas Hartes, nämlich einen bauchigen Tonkrug mit Deckel. Er hob den Topf aus der Erde und als er es funkeln sah, sagte er: „Da haben se ja eenen alten Pott mit Messing injebuddelt.“ Da funkelte allerdings kein Messing, sondern der Tonkrug enthielt acht goldenen Schalen, die gefüllt waren mit 73 goldenen Stücken. Dieser Fund hatte seit der Bronzezeit hier im Versteck geruht. Sein Wert wurde damals auf 20.000 Reichsmark geschätzt und wäre heute um ein Vielfaches höher.

Schatzversteck finden = ( impliziten Motive + Topographie ) verstehen
Der 2,6 kg schwere Schatz aus purem Gold wird aber kaum in den Verkauf gelangen, denn 1945 hat ihn sich die Rote Armee als Beutekunst vom Berliner Museum ausgeborgt. 1913 benutzte Aaron Hirsch, der Eigentümer des Geländes, sein Festnetztelefon und rief den Berliner Museumsdirektor Carl Schuchhardt an. Dieser war schwer beeindruckt, als er diesen Fund betrachtete, den Aaron Hirsch ihm fürs Museum überlassen wollte. Doch was war der Unterschied zwischen Kaiser Wilhelm II. und dem lieben Gott? Unsere Antwort ist hundert Jahre alt: Gott weiß alles und der Kaiser weiß alles besser. Wilhelm II. ließ sich den Schatz vorführen und war begeistert, also stellte ihm Aaron Hirsch den Fund zur freien Verfügung. Ziemlich dreist fragte nun eine Zeitung nach den Rechten der beteiligten Arbeiter, denn damals galt schon die eingangs erwähnte gesetzliche Umgebung, wonach der Schatz zur Hälfte den Findern gehörte und zur Hälfte dem Immobilienbesitzer. Um Zank und Streit zu vermeiden, bezahlte Aaron Hirsch bar auf die Hand 6.000 Reichsmark an den Polier, der neben ihm stehende Arbeiter bekam 3.000 RM und alle übrigen Leute, die auf der Baustelle mitgebuddelt hatten, kriegten je einen Tausender. Zuerst stellte Aaron Hirsch den Schatz in Eberswalde aus und machte dadurch seine Messingwerke für ein paar Wochen zur Touristenattraktion, bevor der Schatz ins Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte gebracht wurde. Heute ist dort immerhin eine Nachbildung zu sehen. Ein anderer Goldschatz befand sich in landwirtschaftlichem Ackerland bei Biesenbrow in der Uckermark. 200 Goldmünzen waren hier schon vor 1900 beim Pflügen und Eggen ans Tageslicht gekommen. Vier davon wurden zu Schaustücken im Berliner Münzkabinett, die restlichen 196 landeten im Schmelztiegel. 2012 wurde dann auf dem 400 x 800 m großen Gelände gezielt gesucht und alles gefunden, was noch zu finden war, sagt der Archäologe Felix Biermann. Er glaubt, dass im 6. Jahrhundert flüchtende Germanen die Goldmünzen unterwegs in der damals leeren und kahlen Landschaft versteckt haben. Acht Goldmünzen fand sein Team, von denen eine Münze mit dem Kopf des Merowingerkönigs Theudebert das seltenste Stück ist mit einem Schätzwert von 50.000 Euro.

Die Suchspule benötigt den ungefähren Fundort. Diese Fundorte bedürfen gutes Einfühlvermögen
– ein Schatzsucher Zitat

Der Hortfund von Neupotz, gern auch Barbarenschatz genannt, wurde beim Kiesfördern in einem Altrheinarm bei Neupotz während der Jahre 1967 bis 1997 durch einen Schwimmgreifbagger ans Licht geholt und gehört den Eigentümern des Kieswerkes. Der Fund, bestehend aus 1.062 Einzelstücken mit einem Gesamtgewicht von über 700 kg, gilt als größter Fund Europas aus der Römerzeit. Seine Eigentümer überließen den Hort dem Historischen Museum in Speyer als Dauerleihgabe. Heute liegt das Fundgebiet innerhalb eines 500 m x 300 m großen Areals im Bereich zweier Baggerseen südöstlich von Neupotz, die durch einen befahrbaren 30 m breiten Damm voneinander getrennt sind. Die Fundstücke wurden aus 8 bis 12 m Wassertiefe geborgen, doch kann davon ausgegangen werden, dass der Hort ursprünglich 4 m tief sich befand und dann die gesamte Schicht bei der Kiesförderung herunterrutschte. Im 3. Jahrhundert n. Chr. gehörte die Rheinschlinge bei Neupotz zum Hauptflussverlauf in der Mitte zwischen den Lagern der Legionen von Strasburg (Argentorate) und Mainz (Mogontiacum). Während der Römerzeit verlief der Rhein unübersichtlich in vielen Schlingen und Kurven durch dichte Wälder. Vermutlich haben Germanen hier ihre Habe versteckt vor den Legionären, von denen sie angegriffen und vertrieben wurden.

Dadurch, dass alle Bundesländer außer Bayern (50%) heute 100% eines derartigen Fundes für sich beanspruchen, kommt es auch zu Raubgrabungen wie bei der Himmelsscheibe von Nebra, Teil eines Hortes von mehreren Kultgegenständen aus der Bronzezeit, aufgefunden durch Metalldetektoren 1999. Die Finder verkauften den gesamten Hort zum Komplettpreis auf dem Schwarzmarkt, wurden dann allerdings selber gefunden und mussten vor Gericht erscheinen. Dadurch ließ sich im Nachhinein die Umgebung des Fundortes lokalisieren, und zwar auf dem Mittelberg, einer 252 m hohe Erhebung im Burgenlandkreis von Sachsen-Anhalt nahe der Kleinstadt Nebra. Am Fundort der Himmelsscheibe auf dem Mittelberg wurde inzwischen ein 30 m hoher Aussichtsturm errichtet.

Schatzfunde werden heute kaum noch zufällig bei der Feldarbeit entdeckt, sondern durch moderne Technik, wie 2011 der Goldhort von Gessel in einem Acker 10 km südlich von Bremen im niedersächsischen Bezirk Diepholz. Hier sollte der Graben für die Norddeutsche Erdgas-Pipeline entlanglaufen, doch bevor die Bagger anrückten, untersuchte ein Grabungstechniker den Boden mittels Metalldetektor. Plötzlich schlug das Gerät aus. 1,8 kg wogen die 117 Schmuckstücke aus purem Gold, auch sie stammten aus der Bronzezeit. Die Archäologen nahmen in diesem Fall eine sogenannte Blockbergung vor, um den Fund wissenschaftlich sorgfältigst untersuchen zu können. Sie schnitten einen ganzen Erdblock um den Goldschatz herum aus dem Ackerboden. Mit Röntgenstrahlen und durch Computertomographie konnten die Spezialisten an ihren Rechnern schon ein virtuelles 3D-Modell des gesamten Fundes anfertigen, ehe sie überhaupt ein einziges Stück dieser goldenen Armreife, Schmuckspiralen und Gewandfibeln freilegten und in wahrhaftiger Wirklichkeit vor die Augen bekamen. Der Fund ist über 3.300 Jahre alt, 14. Jahrhundert vor Christi Geburt. Archäologe Friedrich-Wilhelm Wulf vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege Hannover vermutet, es sei der Hort eines Händlers gewesen. Dafür sprechen die halbfertigen Armreifen. Wahrscheinlich hat der Besitzer seine Stücke, in Tücher gewickelt, aufgrund irgendeiner Notlage vergraben an einem alten Weg mitten in der Landschaft, denn von einer Ansiedlung finden sich keine Spuren.

Die meisten wertvollen mehrteiligen Schatzfunde in Europa stammen aus der Bronzezeit und werden heute von Archäologen als Hort- oder Depotfunde bezeichnet. Man deutet viele dieser Funde als Händler- oder Gießerdepots, besonders wenn die Umgebung des Fundortes keinerlei landschaftliche Besonderheiten aufweist und der Fund isoliert liegt, also anscheinend in einem Versteck gelagert wurde. Andere Hortniederlegungen werden als Opfergaben interpretiert, d.h. Menschen trennten sich an heiligen Orten von wertvollen Besitztümern, um Götter und Geister gnädig zu stimmen. Von besonderem Wert waren Gegenstände aus Bronze und aus Gold, die man entweder vergrub oder im Wasser versenkte. Diese Opfergaben und heiligen Gegenstände fanden sich oft an landschaftlich markanten Orten wie die Himmelsscheibe auf dem Mittelberg. Auch Flüsse, Seen, Quellen, Sümpfe und Moore galten als Aufenthaltsorte der Götter und bargen Hortfunde, die erst in der Neuzeit entdeckt wurden.

Besonders viele wertvolle Schätze schlummern auf dem Meeresgrund in gesunkenen Schiffen, deren Geschichte oft bekannt ist. Eine wertvolle Ladung verschwindet nicht einfach so sang- und klanglos im Salzwasser der sieben Ozeane. Es gibt Profi-Schatzsucher, die dann recherchieren, eine Suchmannschaft ausrüsten und fündig werden oder auch nicht. Misserfolge gehören zum Geschäft. Eine Gruppe von US-Schatzsuchern hatte allerdings Erfolg und holte den bislang wertvollsten Schatzfund überhaupt aus der Tiefe: 600.000 Gold- und Silbermünzen im Wert von 380 Millionen Euro. Die US-Firma Odyssey suchte gezielt nach dem Wrack der spanischen Fregatte Nuestra Señora de las Mercedes, die am 5. Oktober 1804 von den Briten vor der Küste Portugals versenkt wurde. Es gelang den Amerikanern im Mai 2007, das Schiff vor der Südküste Portugals zu orten wo, das weiß bis heute keiner so genau, denn sie hielten ihre Bergungsarbeiten der Ladung geheim und transportierten den Schatz nach Florida, ohne Spanien zu fragen oder Bescheid zu sagen. Die Umgebung des Fundortes sei internationales Gewässer, so ihre Begründung, als die Spanier wach wurden und Ansprüche anmeldeten. Nach einem fünf Jahre dauernden Rechtsstreit bekam Spanien den gesamten 23 Tonnen schweren Schatz zugesprochen. Danach hielt auch noch Peru die hohle Hand auf, denn es habe sich ja um Münzen aus der damaligen spanischen Kolonie Peru gehandelt. Aber dieser Eilantrag scheiterte.

Weil wir gerade bei Eilig sind: Heute kann es auch schon mal ganz schnell gehen, dass ein Schatz gefunden wird. Das chilenische Frachtschiff Polar Mist sank im Januar 2013 während eines heftigen Unwetters vor der südargentinischen Küste. Die Ladung sollte auf dem Seeweg nach Santiago de Chile versandt und von dort aus per Luftfracht in die Schweiz transportiert werden. Eigentümer waren zwei Bergbauunternehmen, Cerro Vanguardia und Minera Tritón, ansässig in Santa Cruz. Das Schiffswrack wurde vor der Küste von Santa Cruz in 80 m Tiefe geortet. Ein Tauchroboter fand dann im Juni die Ladung. Es handelte sich um 9,4 Tonnen Gold und Silber im Wert von 12,5 Millionen Euro. Der erste Teil des Schatzes wurde inzwischen von einem Spezialistenteam geborgen.

Fundstellen analysieren
Die wichtigste Frage, die sich viele Schatzsucher stellen lautet, was haben die Fundorte wie der Altrheinarm bei Neupotz, das Finowtal und das Ackerland bei Biesenbrow gemeinsam – psychologisch aus Sicht des Versteckers, topographisch für das Auge des Sondengängers. Diese Frage ist eine eigene Forschung wert.