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Der Schatz von Forrest Fenn

Der Schatz gilt inzwischen als „gefunden“

Der amerikanischen Millionär Forrest Fenn hat eine Schatzkiste in den Rocky Mountains versteckt. In Büchern, Schriften und Interviews hat er der Welt Hinweise hinterlassen, die zum Schatz führen sollen. Der Autor und Sozialwissenschaftler Reiner Stöver schrieb interessante Zeilen zu Fenns Rätsel.

Yen von Fenn

Im Bereich der Schatzsuche gibt es viele Ansätze, um potentielle Fundorte aufzuspüren oder zu lokalisieren. Methoden und Hilfsmittel aus dem Umfeld der Geowissenschaften sowie der Archäologie werden hier eingesetzt. Ausgrabungsstellen an teilweise schwer zugänglichen Orten werden in Karten gekennzeichnet; mit modernen Technologien wie beispielsweise GPS-Sender, Sonden, Spürgeräte, Detektoren und Pinpointer wird gearbeitet, um Schätze der unterschiedlichsten Art zu ermitteln.

Doch manchmal wird es trotz modernster Technik schwierig einen Schatz auszumachen, gibt es möglicherweise andere „Elemente“, die Schatzsucher zusätzlich einsetzen könnten? Als recht aktuelles Beispiel soll nun das „Projekt Silva“ dienen, bei denen zwei Österreicher (Radiomoderator Bernhard Vosicky und der Videoblogger Richard Haderer) einen Schatz in den Rocky Mountains heben wollen. Der Hintergrund: Forrest Fenn, ein amerikanischer Kunsthändler und Ex-Pilot, versteckte im Jahre 2010 (er war 79-jährig) eine Kiste mit Edelmetall und Edelsteinen in eben diesem riesigen Gebirgsmassiv. Fenn verfasste Hinweise zum Versteck, dass sich in einem Suchgebiet von circa 550.000 qkm befinden soll, in einer Art eigenem Gedicht. In diesen „poetischen Zeilen“ soll der Abenteurer mit Hilfe einer dort enthaltenen „Seeker’s-Yen“ den Fundort aufspüren. Hinzu kommt ein Hinweis aus Fenns Buch „Too far for walk“, wo eine „Trovecy-Karte“ enthalten ist.

Die Zeilen wurden sprachwissenschaftlich analysiert, um Hinweise zu erhalten. Doch gerade mit dieser „Seeker’s-Yen“ wird man an chinesische beziehungsweise generell asiatische „Vorahnungen“ oder einem wissenschaftlich nicht unbedingt greifbaren „innerlichem Wissen“ erinnert. Vielleicht spielt an dieser Stelle ein „Glaube an bestimmte Ding“, eine Art „innere Kraft“ eine Rolle. Eventuell möchte Fenn Schatzsucher mit einer eigenen „Liebe zu bestimmten Kunstformen“ erreichen? Sozusagen Liebhaber von Kunstgegenständen und Wertsachen, die sich auf ihren „Instinkt“ verlassen oder berufen; und dadurch den Weg zu einem Schatz ohne Zuhilfenahme von großem technischen Equipment finden – egal in welchem Gebiet dieser versteckt wurde. In der Tat – hier könnte man durchaus ein (wissenschaftliches) Gedankenexperiment starten – und auf dieser Ebene neue Ideen einbringen.

Selektive Wahrnehmung ist hier ein Stichwort. Schatzsucher, die sich für genau diese Wertgegenstände interessieren, könnten quasi mit den Hinweisen von Fenn`s Zeilen „korrespondieren“ – da sie das Geschriebene für sich selber interpretieren – und somit einen eigenen Zugang zum Versteck finden, der für andere so vielleicht nicht nachvollziehbar ist. Warum sollte, als Denkanstoß, nicht vorhandene wissenschaftliche Expertise mit dieser „Seeker’s-Yen“ verbunden werden? Einen Versuch ist es eventuell wert.

Reiner Stöver, Sozialwissenschaftler