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Nibelungen und die Yen-Karte

von Claudia Göpel

Die Seeker’s Yen in dem Nibelungen Epos

Verbirgt die Nibelungensaga eine geheime Schatzkarte?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir wissen, was „Seeker’s Yen“ bedeutet. Dieser Begriff stammt aus der Historienforschung und bezeichnet wörtlich den geheimen Wunsch des Seefahrers, einen verborgenen Schatz zu finden. Im Prinzip geht es um selektive Wahrnehmung, die jeder Mensch mehr oder weniger besitzt. Besonders begabte Menschen sollen über die Fähigkeit verfügen, mithilfe ihres Geistes, vermeintlich geheime Botschaften in alten Schriften oder Legenden zu entschlüsseln. Das setzt natürlich voraus, dass auch der oder die Verfasser alter Schriften etwas Ähnliches im Sinn hatten.

Manchmal ist die Suche dieser philosophisch interessierten Personen vermeintlich von Erfolg gekrönt. Ob das nun dem Zufall zuzuschreiben ist, oder ob sie tatsächlich eine Seeker’s Yen entschlüsselt haben, bleibt umstritten. Die bekannteste Legende über einen verborgenen Schatz rankt sich um die oft beschriebene und verfilmte Suche nach dem heiligen Gral. Der Schatz einer Seeker’s Yen ist sinnbildlich zu betrachten und hat nicht unbedingt etwas mit Gold oder Geld zu tun. Meist helfen Werte wie Glück oder ein reines Herz, ein geheimes Wissen zu erlangen, dass der Menschheit nützt. Natürlich könnte es sich auch um einen echten Goldschatz handeln. In jeder Legende steckt ein Fünkchen Wahrheit. Wenn an dem Ort, um den sich eine Geschichte rankt, frühere Goldfunde belegt sind, dann könnten dort durchaus auch heute noch edle Metalle entdeckt werden.

eim Nibelungen-Epos geht es tatsächlich um einen Schatz aus Gold und Edelsteinen. Der Nibelungenschatz soll heute einen Wert von über 400 Millionen Euro haben, wenn er denn jemals gefunden wird. Besonders geheimnisvoll sind die Hinweise zu dem Schatz in den verschiedenen Niederschriften der Saga nicht. Es soll sich um über einhundert voll beladene Holzkarren handeln, die im fünften oder sechsten Jahrhundert von den Burgundern unter Führung von Hagen von Tronje im Rhein versenkt wurden. Die Niederschrift von Teilen der Nibelungensage in Liedform wird erst im 18. Jahrhundert von einem Schweizer Professor entdeckt. Die Quellen für die Auffindung des Nibelungenschatzes sind jedoch drei verschiedene: Nibelungenlied, Thidreks-Saga und die Edda. Es werden unterschiedliche mögliche Fundorte benannt, die sich alle am mittleren Rhein in der Nähe des Weschnitz-Zuflusses befinden sollen. Ein Hinweis deutet auf ein Höhlensystem bei Wormersdorf hin.

Trotz der relativ eindeutigen Ortsbezeichnungen, wird es schwierig, den Schatz aufzufinden, sollte er noch existieren (vorausgesetzt, er hat jemals existiert). Denn im Laufe von über 6.000 Jahren hat sich der Flusslauf des Rheins verändert. Außerdem verweigern die betreffenden Ortschaften Grabungsgenehmigungen aufgrund von nicht bewiesenen Theorien. Nun kann eine Theorie aber erst mit einem sichtbaren Ergebnis bewiesen werden. Sollten Teile des Nibelungenschatzes doch noch versteckt existieren, so werden sie garantiert gefunden. Bis dahin heißt es: Rätseln und Hoffen. Moderne Schatzsucher interessieren sich nicht nur für den Schatz an sich, sondern auch für die interessanten Erkenntnisse über Leben und Wirken alter Kulturen, die sich in den Legenden finden. Es lohnt sich, die Nibelungen-Sage einmal näher zu betrachten – und zu lesen.

Claudia Göpel

Nicht nur im Rhein, die Goldsuche gibt es auch in anderen Flüssen und Bächen Deutschlands.